Mit den B-Boys durchs Leben wandern
In ein paar Tagen starten wir zu unserer 22. Männer-Wanderfahrt – diesmal ins Saarland. Vier Übernachtungen auf einem Bauernhof, gemeinsames Kochen, Wandern, Erzählen. Die Vorfreude ist riesig.
Angefangen hat alles 1997: Damals trafen wir uns donnerstagabends zu viert zum Badminton. Zwei gegen zwei, immer wieder in wechselnden Konstellationen. Wir gaben uns einen Namen: die B-Boys. Nach dem Sport saßen wir noch zusammen im Restaurant, aßen etwas, tranken ein Bier und genossen die Gespräche.
Seitdem treffen wir uns jeden Donnerstag. 28 Jahre sind das inzwischen – und wir sind ein bisschen stolz darauf, dass unsere Freundschaft so beständig geblieben ist. Heute steht das „B“ in B-Boys weniger für Badminton als vielmehr für Bier. Der sportliche Teil beschränkt sich meist auf die An- und Abfahrt mit dem Fahrrad zur Wirtschaft 🚴🏼♂️ – und natürlich auf unsere jährlichen Wanderfahrten.
Die erste richtige Männerfahrt fand 2004 statt. Wir verbrachten ein paar Tage in einer sehr einfachen Schweizer Berghütte: kein Strom, kaltes Wasser aus einem Hahn unter der Küchenspüle, ein alter Holzkochherd, der nicht nur fürs Kochen, sondern auch fürs Heizen der ganzen Hütte herhalten musste.
Wir schliefen zu viert nebeneinander auf durchgelegenen Matratzen, die schon viele Wanderer vor uns getragen hatten. Warmes Wasser gab es nur, wenn wir den Herd anfeuerten.
Doch die Lage war unbezahlbar: ein herrlicher Ausblick über das Tal, nachts der Sternenhimmel so nah, als könne man ihn berühren. Selbst das Plumpsklo bot ein Panorama, wie man es sonst nur von Postkarten kennt.
Direkt um die Hütte grasten Kühe, ihre Glocken klangen wie ein ständiges Hintergrundlied. Der Bauer, dem sie gehörten, wohnte unten im Tal, kam aber regelmäßig herauf, um in einem kleinen Häuschen neben der Hütte Käse aus frischer Milch herzustellen – und er ließ uns daran teilhaben. Ein Erlebnis, das uns bis heute in Erinnerung geblieben
Wir unternahmen herrliche Wanderungen – direkt vom Haus aus hinauf zum Gipfel oder über den Grat auf der gegenüberliegenden Seite. Diese erste Männerfahrt war so erfolgreich, dass wir im Jahr darauf gleich wieder in dieselbe Hütte fuhren.
So entstand eine Tradition. Es steht völlig außer Frage, dass wir im nächsten September wieder auf Männerfahrt gehen – nur über das Ziel wird manchmal noch lebhaft diskutiert.
In den vergangenen 21 Jahren waren wir im Allgäu, in den Vogesen, im Pfälzer Wald, im Thüringer Wald, im Spessart, am Rheinsteig, im Bayerischen Wald, im Schwarzwald und an vielen Orten in Franken. Dazu kamen zwei besondere Jubiläumsfahrten: eine Woche in Kroatien und eine Woche auf Teneriffa.
Und das Schönste: Alle Fahrten waren großartig. Streit? Gab es nie. Klar wird manchmal liebevoll über Eigenheiten des einen oder anderen gefrotzelt – aber nie verletzend. Besonders wertvoll finde ich, dass wir gelernt haben, offen miteinander zu sprechen. Über alles Mögliche, aber auch über tiefgründige und persönliche Themen.
Das macht unsere Freundschaft für mich aus. Sie ist ehrlich, beständig, trägt uns durch die Jahre – und hält uns zusammen.
Wir sind gemeinsam alt geworden und stehen nun an der Schwelle zum Ruhestand. Ich bin der Erste, der diesen neuen Lebensabschnitt betritt – und es wird spannend werden, wenn wir alle vier in Rente sind. Darauf freue ich mich schon sehr.
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