Natur, Ruhe und ein kleines bisschen Sha Qi

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Heute habe ich mir einen Tag frei genommen – einen Tag nur für mich, meinen Körper und meine Seele. Die haben nämlich laut gerufen: „Ab in den Wald!“ Da das Naturfreundehaus neulich zu war und jetzt wieder offen ist, habe ich mich für eine meiner Lieblingswanderungen rund um Lambrecht und Neustadt entschieden – natürlich mit einem Stopp im Naturfreundehaus.

Was mir auffällt: Mit dem Alter mag ich es immer mehr, bekannte Wege zu gehen – Strecken, die ich schon kenne und schätze. Früher musste es für mich immer neu und aufregend sein, aber heute ist das nicht mehr so. Stattdessen entdecke ich vertraute Orte und Abläufe immer wieder aufs Neue.
Diese bekannten Pfade geben mir ein gutes Gefühl, vielleicht auch ein Stück Sicherheit und Bequemlichkeit. Es ist einfach entspannter, nicht ständig auf ganz neuen Wegen unterwegs zu sein und nicht dauernd nach neuen Herausforderungen zu suchen. Manchmal ist genau das genau das Richtige für Körper und Seele.
Vielleicht liegt es auch daran, dass man mit diesen vertrauten Orten Emotionen verbindet, die man gerne noch einmal erleben möchte. Man frischt sie sozusagen auf, verstärkt sie, und ergänzt sie mit neuen Erlebnissen – eine Art „Erlebnis-Pattern“, das die schönen Momente erweitert und vertieft.

Von Lambrecht aus kann man verschiedene Wege gehen: Entweder Richtung Neustadt oder auf der anderen Seite Richtung Lambertskreuz oder Weinbiet. Heute habe ich den Aufstieg über den Kaisergarten und durch die wunderschöne Heidelandschaft gewählt. Die Heide gehört für mich zu den tollsten Stellen im Pfälzer Wald – ein sandiger Pfad, umgeben von Erika-Sträuchern, zwischendrin ein paar Kiefern, und dazu dieser herrliche Blick auf die sanften Hügel des Waldes. Fast fühlt man sich in den Süden versetzt, nach Italien oder Frankreich.

Die größte Stärke der Pfälzer ist auch gleichzeitig ihre größte Schwäche: das gesellige Miteinander. Man kommt schnell ins Gespräch, trinkt Weinschorle aus Dubbe-Gläsern und redet immer laut, ohne Pause, dazu wird ausgiebig gelacht. Und ohne Weinschorle geht so ziemlich nichts. Blöd nur, dass mir auf meinem Weg eine kleine Wandergruppe folgte – genau so eine Mischung aus Frauen und Männern, die munter quasselten. Ich mag es lieber ruhig, still und ganz bei mir. Also habe ich das Tempo erhöht und bin weitergegangen, um dem Stimmengewirr zu entkommen.

In Lambrecht biegt man nach der Kirche rechts ab, nicht links zum Friedhof, bis man an den Anstieg kommt. Der Pfad beginnt mit einer steilen Treppe, fast so, als würde man auf Teneriffa wandern. Dann zieht er sich in abwechslungsreichen Kehren weiter nach oben. Schließlich gelangt man zu einem schönen kleinen Holzturm mit Blick auf Lambrecht. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Beginn der Heidelandschaft.

Nach der Heidelandschaft zieht sich der Pfad weiter in den Wald hinein. Nicht mehr weit ist es jetzt bis zum Kaisergarten, auch „Alte Unger“ genannt – ein kleines, gemütliches Schutzhäuschen mit Sitzbänken und einem Tisch.

Von dort aus kann man wunderbar weiterwandern, zum Beispiel zur Hellerhütte und sogar noch weiter zur Totenkopfhütte. Wer mag, kann von der Totenkopfhütte zum Parkplatz Hüttenhohl laufen, dort gibt es eine Bushaltestelle, mit der man bequem zum Bahnhof Neustadt zurückkommt. Diese Wege sind wirklich schön und absolut empfehlenswert.

Ich habe mich heute aber für den Weg nach unten zum Naturfreundehaus entschieden. Vom Kaisergarten aus sind es etwa fünf Minuten bis zum Einstieg in einen wunderbaren Pfad. Der Weg dorthin führt geradeaus auf einem Fahrweg, leicht abwärts. Der Pfad selbst ist mit einem weißen Punkt gekennzeichnet und schlängelt sich am Hang entlang hinab ins Heidenbrunner Tal, direkt zum Naturfreundehaus.

Im Naturfreundehaus kann man schön auch draußen sitzen, schattig. Ich sitze aber auch gerne drinnen. Mir gefällt dieser 80er-Jahre-Charme – mit Resopaltischen und braunen Fliesen. Sehr einfach, aber für mich irgendwie gemütlich. Man holt sich sein Getränk und sein Essen vorne an der Theke beim Eingang.
Ich hatte wieder meinen Standard: eine Bratwurst mit Sauerkraut und Brot und ein alkoholfreies Hefeweizen „Valentinusbräu“ von der Bellheimer Brauerei.

Da heute Sonntag ist und noch Ferien sind, sind natürlich einige Leute unterwegs, auch Familien. Und so hatte ich das Pech, eine Familie mit zwei Kindern im Alter von etwa 10 bis 12 Jahren und ihrer unangemessenen Kommunikation mitzubekommen. Der Vater schimpfte recht schroff über das Verhalten des Sohnes, der selbst auch sehr nervig und unpassend war. Die Tochter wiederum küsste ihre Mutter laut schmatzend und völlig übertrieben.
Da geht bei mir sofort der Jugendamtskopf in Rotation – und mehr will ich davon gar nicht erzählen. Meine Bratwurst und mein Bier habe ich zügig genossen und bin aufgebrochen, um mich nicht weiter dem Sha Qi auszusetzen – chinesisch für negative Energie.

Wenn ich demnächst im Ruhestand bin, werde ich meine Wandertage auf Wochentage legen. Ich freue mich jetzt schon auf die Einsamkeit und Ruhe.

Am Bahnhof in Neustadt kann man wunderbar Kaffee trinken, was ich gerne mache. Eine andere Empfehlung in Neustadt ist das Café Friederikus – ein sehr gemütliches Café mit tollem Kuchen und leckerem Kaffee. Fast aus der Zeit gefallen bei all den modernen Läden heutzutage.

Dafür, dass Sonntag war, war ich doch auf weiten Strecken alleine auf meinen Pfaden. Ich konnte die Natur genießen – das schöne, intensive Sommergrün, die Sonne, die durch die Bäume strahlt, die Blätter, die im leichten Wind rauschen und sich bewegen. Dann kommt bei mir dieses Glücksgefühl auf.

Kommentare

  1. Den Weg sind wir auch schon gelaufen zusammen. laufe ja auch am liebsten die selben wege. selten neue. da weiss man was man hat und hat so ein heimisches Gefühl dabei. 🥰

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