Teneriffa - Liebe auf den zweiten Blick
Kapitel 1: Erste Begegnung mit Teneriffa
1992 war ich auf La Gomera. Damals war das so ein wenig alternativ. Und da musste es eben La Gomera sein. Man flog nach Teneriffa Süd und fuhr dann mit dem Taxi zum Fährhafen im Süden, um von dort mit der Fähre weiter nach La Gomera zu kommen. So kam ich zum ersten Mal mit dem Süden von Teneriffa in Kontakt – und ich fand Teneriffa furchtbar als Reiseziel. Ich sagte damals, das käme für mich nie infrage.
La Gomera war toll und sehr beeindruckend. Einige Jahre später waren wir mit unserer Babytochter auf La Palma. Genauso beeindruckend.
Kapitel 2: Der Norden ruft
Viele Jahre später, genauer gesagt 2011, habe ich mich näher mit Teneriffa beschäftigt. Ich fand heraus, dass es eine Nordseite gibt. Und natürlich den Teide und seine Vulkanlandschaft drum herum auf über 2.000 Meter Höhe. Und dass es das Anaga-Gebirge im Osten gibt und das Teno-Gebirge im Westen. Dort wollte ich unbedingt mal hin!
Ich konnte einen Freund begeistern, mit mir nach Teneriffa zu fliegen. Ich recherchierte nach einer Ferienwohnung und fand eine tolle, bezahlbare Unterkunft bei Alberto in Icod de los Vinos. Jeden Tag musste mein armer Freund mit mir auf eine Wandertour gehen und über die ganze Insel fahren. Wir hatten ja nur eine Woche und ich wollte so viel wie möglich kennenlernen.
Natürlich hatten wir eine Sondergenehmigung für den Teide-Gipfel im Gepäck, die man im Voraus beantragen muss. Und so war ich bei meiner ersten richtigen Teneriffa-Reise gleich auf dem Teide-Gipfel. Mit der Gondelbahn ging es bis auf 3.500 Meter und von dort die letzten 200 Höhenmeter zu Fuß. Und das waren die anstrengendsten 200 Höhenmeter, die ich bis jetzt gelaufen bin. Die Luft ist da oben schon wirklich dünn.
2011 im November – das war eine wirklich schöne, eindrucksvolle erste Teneriffa-Fahrt.
Kapitel 3: Weihnachten auf Teneriffa
Weil es so schön war, wollten wir 2012 wieder nach Teneriffa und beschlossen, es mal an Weihnachten zu probieren. Wir buchten wieder bei Alberto die Ferienwohnung – und das war wieder wunderbar. Das Wetter war warm, sodass wir uns auf unserer tollen Terrasse in der Badehose sonnen konnten, ebenso wie an dem schwarzen Sandstrand in der nahegelegenen Bucht.
Weihnachten auf Teneriffa ist besonders, weil es so warm ist – für uns ungewohnt. Aber alle Orte sind weihnachtlich geschmückt. Und an Heiligabend überraschte uns Alberto mit einem Weihnachtsmenü, das er uns vorbeibrachte. Das war eine sehr liebe, warmherzige Geste von ihm und zeigte, dass er seine Vermietung mit ganzem Herzen machte. Wir fühlten uns auf jeden Fall wieder sehr wohl dort.
Bei unserem zweiten Teneriffa-Urlaub ließen wir es etwas gemächlicher angehen als beim ersten Mal. Weihnachten auf Teneriffa habe ich in super Erinnerung.
Kapitel 4: Mit dem Roller über die Insel
Es dauerte bis April 2016, bis wir noch einmal zu zweit nach Teneriffa flogen. Ich hatte eine günstige Ferienwohnung am Rande von Puerto de la Cruz ausfindig gemacht, nahe der TF-5. Die Lage war ziemlich gut – etwas zentraler als in Icod.
Für dieses Mal hatten wir uns etwas Besonderes überlegt: Wir wollten zwei 125er-Roller mieten und die Insel durchqueren. Dafür hatten wir unsere Motorradjacken von zu Hause mitgebracht. Nach einiger Recherche fanden wir einen Verleih in Puerto de la Cruz, der uns zwei anständige 125er-Roller zu einem bezahlbaren Preis vermietete.
Und ich kann sagen: So eine Tour habe ich vorher noch nie gemacht – und danach auch nie wieder. Wir fuhren von Puerto erst einmal hoch zum Teide, durchquerten den gesamten Nationalpark und fuhren dann auf der Südseite wieder nach unten. Wobei wir auf halber Höhe blieben und dort den Rückweg antraten. Diese Straße auf halber Höhe auf der Südseite war unglaublich – links Felsen, rechts Schluchten. Zahlreiche Barrancos prägen die Südseite, entsprechend hatte die Straße unzählige Kurven.
Ich weiß noch, dass wir eine Mittagspause in einem tollen Restaurant machten, bevor wir die Rückfahrt auf dieser kurvenreichen Straße antraten. So fuhren wir Kurve um Kurve Richtung Osten. Da wir aber im Norden wohnten, mussten wir schließlich wieder nach oben, um auf die andere Seite zu kommen. So kurvten wir wieder hoch an den Rand des Nationalparks, um schließlich über die serpentinenreiche TF-21 zurück nach Puerto de la Cruz zu gelangen.
Am Abend kamen wir beim Verleih an – stolz, glücklich, aber völlig erledigt von dieser Tour. Und ich glaube, die Verleiherin hat sich ziemlich gewundert, als sie den Kilometerstand auf den Rollern abgelesen hat.
Kapitel 5: Die Viererbande auf Tour
Mit meinen Freunden gehe ich jeden Herbst für ein paar Tage wandern – das machen wir seit 2004. 2017 war unsere 14. Männerfahrt. Und weil zwei aus unserer Viererbande immer und immer wieder von Teneriffa geschwärmt haben, flogen wir im November 2017 gemeinsam dorthin.
Ich hatte ein tolles Haus gebucht, von einem sehr netten älteren Deutschen, der mir den Schlüssel noch per Post zugeschickt hatte. Das Haus lag im Nordosten, in der Nähe von Tacoronte, oberhalb von Mesa del Mar. Es hatte eine tolle Terrasse mit Blick auf Teide und Meer, und noch einen Hof mit einem schönen Sitzplatz unter einer großen Palme. Es gab ein gemütliches Wohnzimmer, eine gut ausgestattete Küche und ein Bad mit Waschmaschine – sehr praktisch, denn wir waren nur mit Handgepäck mit Ryanair geflogen und jeder musste sich auf das Notwendigste beschränken.
Das war wirklich kein Problem. Zwischendurch schmissen wir unsere Wanderklamotten einfach in die Waschmaschine. Morgens saßen wir oft lange beim Frühstück unter der Palme, genossen die Aussicht, das Licht, die Ruhe.
Unsere erste Wanderung führte uns zum Roque de Taborno im Anaga-Gebirge. Wir wollten unseren beiden Freunden die volle Schönheit der Insel zeigen. Wer Teneriffa kennt, weiß, wie abenteuerlich allein schon die Anfahrt ins Anaga-Gebirge ist. Die Wanderung selbst war atemberaubend – in luftiger Höhe führt ein schmaler Pfad rund um den Roque, immer mit Blick auf tief eingeschnittene Schluchten.
Kapitel 6: Inselgefühl
Es war wirklich eine tolle Woche und alle waren begeistert. Wir nahmen uns viel Zeit fürs gemeinsame Kochen und Essen. Es gab nicht jeden Tag so strapaziöse Wanderungen wie die erste. Nach unseren Touren verbrachten wir bei einem Bier viel Zeit auf der wunderbaren Terrasse, genossen die Sonnenuntergänge – immer mit Blick auf den Teide und das Meer. Ein Traum.
Ein besonderes Highlight war auch das Meerwasserschwimmbad in Mesa del Mar. Man schwimmt geschützt im Meerwasser, während die Wellen des Atlantiks an die Mauern des Beckens knallen. Das war wirklich eine Entdeckung!
Einmal landeten wir auch in einem typischen einfachen Lokal, wie es sie auf der Insel zahlreich gibt. Man sitzt an einfachen Tischen mit Papiertischdecken, trinkt guten Hauswein und bestellt würzige Grillgerichte wie Carne Fiesta, zusammen mit einem ehrlichen gemischten Salat – und das zu einem wirklich günstigen Preis. Mir hat das sehr gut gefallen – genau mein Geschmack. Viele Einheimische, die sich treffen: Familien, Paare, Gruppen – alles bunt gemischt. Kein Schnickschnack. Freundliche Menschen.
Kapitel 7: Zurück in der Casita
2018 habe ich mich für eine andere Destination entschieden, die meine zweite Liebe werden könnte: die Algarve im Winter. Aber Teneriffa ging mir die ganze Zeit nicht aus dem Kopf. Ich wollte natürlich wieder dorthin.
Mit meiner großen Tochter hatte ich 2020 eine Reise nach Teneriffa geplant – in das schöne Haus mit der tollen Terrasse. Doch dann kam die Corona-Pandemie, und alle Räder standen still. So dauerte es bis November 2021, bis ich endlich wieder auf Teneriffa landete.
Schon der Anflug auf Teneriffa ist ein Erlebnis: Die Flugzeuge aus dem Norden fliegen die ganze Nordküste entlang. Irgendwann sieht man den Teide, und das Herz hüpft höher. Dann geht es über die Südküste zwischen Teneriffa und La Gomera, bevor man auf dem Südflughafen landet.
Dieses Mal war ich zum ersten Mal ganz allein unterwegs. Ich traute mich das, weil ich ja schon viermal auf Teneriffa gewesen war und mich gut auskannte. Ich hatte eine Ferienwohnung auf einem Gelände gebucht, das einem älteren deutschen Paar gehörte. Die Wohnung – die Casita – war ein Volltreffer: große Küche, großes Bad, alles da, was man braucht. Und das zu einem günstigen Preis.
Von der Lage her war ich wieder an der Nordküste, zwischen Tacoronte und Puerto de la Cruz. Diesmal ging ich verstärkt auf Entdeckungstour in den Bereichen der Insel zwischen 500 und 1.000 Metern Höhe. Das hatte ich mir schon bei früheren Reisen vorgenommen – und nun machte ich es wahr.
In diesem Bereich trifft man auf das ursprüngliche, ländliche Teneriffa. Kaum Touristen, viel Ruhe. Wenn man möchte, kann man in ursprünglichen Guachinches einkehren. Das sind Weingüter, die ihren eigenen Wein ausschenken und einfache Speisen anbieten dürfen – ehrlich, hausgemacht, ohne Schnickschnack.
Mittlerweile war ich schon viermal allein in meiner Casita. Und ich kann es kaum erwarten, wieder dorthin zu fahren. Es ist schon ein bisschen wie nach Hause kommen. Gerade im Winterhalbjahr ist es einfach wunderbar, dieses milde Klima zu genießen. Es gibt so viel zu entdecken – oder Lieblingsorte noch einmal zu besuchen.
Und wenn ich bald in Pension gehe, ergibt sich hoffentlich die Gelegenheit, mal für 14 Tage zu bleiben. Viel länger kann ich nicht weg – denn zu Hause wartet mein Enkel.
Sehr schön beschrieben und zusammengefasst, Bernd. War immer schön mit Dir in Teneriffa.
AntwortenLöschenTeneriffa ist einfach super.