Wiedersehen. Mit Tiefe

Gestern habe ich mich mit meinen beiden Tisch-Nachbarinnen aus der Reha 2021 getroffen. Schon damals hatten wir schnell zueinander gefunden. In den freien Stunden unternahmen wir viel gemeinsam – Spaziergänge, Gespräche, gemeinsames Lachen. Diese Verbindung ist geblieben.

Was uns verbindet, sind nicht nur gemeinsame Erinnerungen, sondern auch ähnliche Lebensgeschichten. Wir sind alle Anfang 60, stehen an der Schwelle zur Pension, und spüren, wie wohltuend es ist, sich mit Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben – im Beruf, im Leben, im Umgang mit Belastung.

Wir alle haben uns über lange Zeit stark engagiert – beruflich wie familiär. Wir wollten unsere Aufgaben gut machen, haben viel getragen und selten gefragt, was es uns kostet. Über Jahre hinweg lebten wir mit einer Dauerbelastung, die wir oft zu lange ignoriert haben – bis unsere Körper irgendwann klare Signale setzten: Es reicht.

In der Reha haben wir angefangen, diese Signale ernst zu nehmen. Doch der Prozess endet nicht mit dem Aufenthalt – und auch nicht mit der Rückkehr in den Alltag. Heute, Jahre später, merken wir: Wir sind immer noch mittendrin. Wir kämpfen weiter mit alten Mustern – mit dem Bedürfnis, es allen recht zu machen, mit dem schlechten Gewissen beim Nein-Sagen, mit der Kunst, auf uns selbst zu hören.

Unser Wiedersehen war deshalb mehr als ein nettes Treffen. Es war ein Moment des ehrlichen Austauschs. Über das, was war. Über das, was bleibt. Über das, was wir langsam lernen dürfen: besser auf uns selbst zu achten, uns Raum zu geben – und mit mehr Nachsicht auf uns zu schauen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

👋 Willkommen auf opas-traumleben

Akten adé, Algarve olé! 🐳

Die schönste Zeit im Garten 🫜🌞