Wo ist sie geblieben – die ehrliche Hausmannskost im Lokal?
Wo bekommt man heute eigentlich noch eine ehrliche, handgemachte Hausmannskost im Restaurant? Frische, krosse Bratkartoffeln mit selbstgemachten, braun geschmorten Zwiebeln – da kann man lange suchen.
Ich esse auch gern mal eine Bowl, Wraps oder sogar einen guten Burger – wenn alles frisch zubereitet ist, mit guten Zutaten. Aber vieles, was früher ganz normales Essen war, wird heute „modernisiert“, sprachlich aufgehübscht, optisch gestylt – und dann zahlt man dafür 20 Euro. Nur: Wo gibt es noch eine selbstgemachte Frikadelle mit knusprigen Bratkartoffeln und einem gemischten Salat, der aus frischen Zutaten besteht – mit Zwiebeln, Zitrone, Dill und einem Schuss Kondensmilch angemacht?
Die internationale Küche ist allgegenwärtig – man kann zum Japaner, Chinesen, Koreaner, Italiener, Türken, Libanesen oder auch zum Österreicher gehen. Das ist wunderbar und bereichert unsere Esskultur. Aber wo sind die gutbürgerlichen Lokale geblieben, in denen nicht alles aus der Tüte kommt oder in der Fritteuse landet? Wo ist das bodenständige, ehrliche Essen für Menschen zwischen 50 und 80 – oder auch für Jüngere, die echte Küche zu schätzen wissen?
Ich jedenfalls habe heute genau darauf Lust gehabt – und mir kurzerhand eine Scheibe Fleischkäse gebraten. Dazu: selbstgemachte braune Zwiebeln und schöne, rösche Bratkartoffeln. Wer’s richtig machen will, weiß: Die Kartoffeln müssen vorgekocht und abgekühlt sein – am besten über Nacht im Kühlschrank. Dann werden sie gepellt, nicht zu dünn in Scheiben geschnitten und in einer heißen Pfanne mit reichlich Sonnenblumenöl ausgebraten. Sie dürfen nicht zu dicht liegen, damit alle Scheiben Kontakt zur Pfanne haben. Dann heißt es: abwarten und braten lassen, bis sie Farbe bekommen. Anschließend wird jede einzelne Scheibe mit dem Messer vorsichtig gewendet, damit sie auch auf der anderen Seite eine schöne Kruste bildet. Gegen Ende kommen die Zwiebeln dazu – und vielleicht eine Gewürzmischung, wie ich sie heute frisch im Mörser gemacht habe: Kümmel, Majoran, Petersilie, Paprika und Salz.
Dazu gab es einen gemischten Salat: fein geschnittener Romana, Rote Bete, Tomate, Gurke und Zwiebeln – angemacht mit einem einfachen, ehrlichen Haus-Dressing.
Ich wünsche mir, dass die gutbürgerliche Küche eine Renaissance erlebt – gerne auch modern interpretiert und ergänzt: mit vegetarischen und veganen Gerichten, mit einer kleinen, feinen Karte und wechselnden Tagesgerichten. Denn gutes Essen braucht keine Effekte. Es braucht nur Zeit, Sorgfalt und ehrliche Zutaten.
Hallo Opa Lino, du sprichst mir aus der Seele. Alle verschiedenen Küchen der Welt sind massig vertreten, nur die alte Hausmannskost, muss man suchen-findet sie aber nur selten. Schade.
AntwortenLöschenGrüße von Irmi